Mehr als 500 Jahre im Herzen von Bozen
Man schreibt das Jahr 1888. In Wien eröffnet das neue Burgtheater am Ring, in London erscheint erstmals die „Financial Times“, im griechischen Volos erblickt der italienische Maler Giorgio de Chirico das Licht der Welt und in Bozen erwirbt die Familie Liebl ein Juwel der Heilkunst: die Madonna Apotheke in der Laubengasse 17.
Noch heute befindet sich das sehenswerte Stammhaus im Besitz der Familie. Dr. Max Liebl✝ hat die traditionsreiche Apotheke mit behutsamer Hand ins 21. Jahrhundert geführt und 2005 an seinen Sohn Dr. Maximin Liebl übergeben, der die Geschäfte nun schon in der vierten Generation führt.
Die eigentliche Geschichte der Madonna Apotheke ist allerdings älter, viel älter. Sie reicht bis ins Jahr 1443 zurück. Lesen Sie daher, wie die Vorgänger der Familie Liebl die Madonna Apotheke zu dem machten, was sie heute ist: Ihr „Schutzengel“ bei den kleinen und großen Problemen der Gesundheit.
Fünf Familien, drei Standorte, eine Tradition
1443 gründete Peter Janardi eine Apotheke, damals noch in der Mustergasse. Etwa hundert Jahre später wechselte sein Neffe Johann Peter Janardi in die Laubengasse 67. Aus jener Frühphase sind noch Fresken zu bewundern. Auch eine Säuleninschrift („15 Jo- Pe-Jan-62“) ist gut erhalten.
1602 verstarb Franz Janardi, der Letzte aus der Janardi-Familie. In der Erbfolge ging die Apotheke an den Schwager Johann Jakob Salvati. Salvati zog in die Nummer 17 um, in das Gebäude also, in dem sich die Madonna Apotheke noch heute befindet.
1726, nach dem Tod des letzten Salvati, gelangte die bereits weit über die Stadtgrenze hinaus bekannte Offizin in den Besitz der Familie Scherer. Erst 1860 vollzog sich der nächste Wechsel. Der neue Eigentümer, Stadtapotheker Julius Bergmeister, verfolgte allerdings andere unternehmerische Interessen und verkaufte die Apotheke 1888 an die Familie Liebl.
Wir nehmen das Gute mit in die Zukunft
Die Madonna Apotheke ist Bozens älteste Apotheke. Über dem Eingang wacht das Wahrzeichen: die Mutter Gottes aus bemaltem Holz. Das Meisterstück aus dem 17. Jahrhundert stammt von Domenico La Molin aus dem Gadertal.
Die Einrichtung entstand Ende des 19. Jahrhunderts in den Werkstätten der berühmten Kunstschule für Holzschnitzarbeiten St. Ulrich in Gröden. Die Mariendarstellung über dem antiken Verkaufstresen ist eine Arbeit des bedeutenden Tiroler Bildhauers Franz Tavella. Im ersten Stock sind auch einige mittelalterliche Fresken zu besichtigen.
Im ganzen Verkaufsraum zeugen viele altertümliche Mörser, Instrumente, Bücher, Verpackungen, Etiketten von der langen Geschichte. Manche der altehrwürdigen Gefäße, gefüllt mit Salben oder Tinkturen, sind nach wie vor im Gebrauch. Auch aus den Schubladen strömt noch immer der Duft von Heilkräutern.